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Sabah Thaziri Jul 2014
Das Leben ist eine weite Reise, so sagt man,
eine weite Reise über das Meer,
ein Anstieg bis auf hohe Berge,
ein Hinabsteigen bis ins tiefe Tal.
Das Leben ist eine Reise, so sagt man,
eine Reise ohne Wiederkehr,
die jeden Tag nur vorwärts schreitet,
bis zum letzten Lebensziel.
Das Leben ist eine Reise, so sagt man,
die einen Anfang kennt und auch ein Ende,
voll Gefahren und auch vielen Mühen,
mit guten und mit schlechten Wegen.
Das Leben ist eine Reise, das weißt du,
deine Reisen, die du unternehmen musst,
die allein dir aufgetragen ist
und die nur du zu Ende bringst.
Dein Leben ist deine Reise, das weißt du,
mit vielen Stationen von Anfang an,
sie alle kennst du und sie prägen dich,
was aber kommen wird, ist noch verborgen.
Dein Leben ist eine Reise, das weißt du,
mit vielen Windungen hin zum letzten Ziel,
geh nur mit Mut und Zuversicht,
blick doch nach vorn bei jedem Schritt.
Das Leben ist eine Reise, das ist dir und mir bekannt,
ich wünsche dir, dass du das Ziel erreichst
und dass dein Weg geleitet sei
von treuem Schutz und Segen.
-unbekannt-
Weißer Tagesanbruch. Stille. Als das Kräuseln begann,
hielt ich es für Seewind, in unser Tal kommend mit Raunen
von Salz, von baumlosen Horizonten. Aber der weiße Nebel
bewegte sich nicht; das Laub meiner Brüder blieb ausgebreitet,
regungslos.
Doch das Kräuseln kam näher – und dann
begannen meine eigenen äußersten Zweige zu prickeln, fast als wäre
ein Feuer unter ihnen entfacht, zu nah, und ihre Spitzen
trockneten und rollten sich ein.
Doch ich fürchtete mich nicht, nur
wachsam war ich.
Ich sah ihn als erster, denn ich wuchs
draußen am Weidehang, jenseits des Waldes.
Er war ein Mann, so schien es: die zwei
beweglichen Stengel, der kurze Stamm, die zwei
Arm-Äste, biegsam, jeder mit fünf laublosen
Zweigen an ihrem Ende,
und der Kopf gekrönt mit braunem oder goldenem Gras,
ein Gesicht tragend, nicht wie das geschnäbelte Gesicht eines Vogels,
eher wie das einer Blume.
Er trug eine Bürde,
einen abgeschnittenen Ast, gebogen, als er noch grün war,
Strähnen einer Rebe quer darüber gespannt. Von dieser,
sobald er sie berührte, und von seiner Stimme,
die, unähnlich der Stimme des Windes, unser Laub und unsere
Äste nicht brauchte, um ihren Klang zu vollenden,
kam das Kräuseln.
Es war aber jetzt kein Kräuseln mehr (er war nahe herangekommen und
stand in meinem ersten Schatten), es war eine Welle, die mich umspülte,
als stiege Regen
empor von unten um mich herum,
anstatt zu fallen.
Und was ich spürte, war nicht mehr ein trockenes Prickeln:
Ich schien zu singen, während er sang, ich schien zu wissen,
was die Lerche weiß; mein ganzer Saft
stieg hinauf der Sonne entgegen, die nun
aufgegangen war, der Nebel hob sich, das Gras
wurde trocken, doch meine Wurzeln spürten, wie Musik sie tränkte
tief in der Erde.

Er kam noch näher, lehnte sich an meinen Stamm:
Die Rinde erschauerte wie ein noch gefaltetes Blatt.
Musik! Kein Zweig von mir, der nicht
erbebte vor Freude und Furcht.

Dann, als er sang,
waren es nicht mehr nur Klänge, aus denen die Musik entstand:
Er sprach, und wie kein Baum zuhört, hörte ich zu, und Sprache
kam in meine Wurzeln
aus der Erde,
in meine Rinde
aus der Luft,
in die Poren meiner grünsten Knospen
sanft wie Tau,
und er sang kein Wort, das ich nicht zu deuten wußte.
Er erzählte von Reisen,
davon, wo Sonne und Mond hingehen, während wir im Dunkeln stehen,
von einer Erden-Reise, von der er träumte, sie eines Tages zu tun
tiefer als Wurzeln…
Er erzählte von den Menschenträumen, von Krieg, Leidenschaften, Gram
und ich, ein Baum, verstand die Wörter – ach, es schien,
als ob meine dicke Rinde aufplatzen würde, wie die eines Schößlings,
der zu schnell wuchs im Frühling,
so daß später Frost ihn verwundete.

Feuer besang er,
das Bäume fürchten, und ich, ein Baum, erfreute mich seiner Flammen.
Neue Knospen brachen auf in mir, wenngleich es Hochsommer war.
Als ob seine Leier (nun wußte ich ihren Namen)
zugleich Frost und Feuer wäre, ihre Akkorde flammten
hinauf bis zu meiner Krone.
Ich war wieder Samen.
Ich war Farn im Sumpf.
Ich war Kohle.
Hebert Logerie Nov 2024
Mama ist gegangen
Sie lebt nicht mehr
Sie hat Mutter Erde verlassen
Sie ist auf dem Friedhof
Mama ist weiter weg
Sie ist hier und dort, wirklich
Mama ist weg
Und nicht mehr hier
Bei uns, unter der Sonne
Mama ist im Himmel
Sie sieht uns an und sie kann hören
Sie hat Spaß, in einem Traum
Uns jammern und schreien zu sehen
Mama ist bei der Jungfrau Maria
Beide hören uns zu und lachen
So sehr, dass sie im Paradies weinen
Wo niemand stirbt
Das ist ein Fauxpas
Was für eine Reise! Mama ist gegangen
Wir können sie kaum auf den Wolken sehen
Mama ist immer noch bei uns
Sie ist unsichtbar in uns
Wie wir es anderen Müttern wünschen
Fröhliche Aufenthalte auf dem Friedhof
Möge die Erde leicht und weich sein!

P.S. Dieses Gedicht ist allen gewidmet, die trauern.
Translation of “ Mommy Is Dead” in German.

Copyright © Avril 2024, Hébert Logerie, alle Rechte vorbehalten.
Hébert Logerie ist Autor mehrerer Gedichtsammlungen.
Mateuš Conrad Oct 2021
ich kann schnüffeln
die Kälte raus!
alles reise!
Das Schiff kam wie ein fliegendes Pferd, zu einem ungenauen Zeitpunkt
Unser Matrosenbruder aus dem Pantheon der Dichter war an Bord
Jean Pierre Basilic Dantor Frankétienne D’argent
Der in Eile den letzten Akt schrieb
War zufällig wie durch ein Wunder im Hafen
Er stieg ein und verließ das Schiff, ohne zu sprechen, ohne Geld
Ohne seine Meisterwerke, ohne ein kleines Haus
So ist das Leben, wir verlassen das Schiff zu jeder Jahreszeit.

Kalfou te kindeng miwo, miba ye.

Franckétienne ist nicht weg
Er ist irgendwo, in Ravine-Sèche, Haiti, auf den Straßen
Seine Inspiration ist die Show „The Point“
Wir haben keine andere Wahl, als uns zu kümmern
Um seine Erinnerung, seine Erfindung und seine Vorstellungskraft
Franckétienne war ein haitianisches Genie, Dichter, Dramatiker und Spiralist
Kulturminister, Wortschmied, Sänger, Maler und Künstler
Sein Name war ein langer, langer Satz
Und seine Worte brachten die Leute zum Lachen bis zur Ekstase.

Kalfou te kindeng miwo, miba ye.

Zu Lebzeiten hatte er sein kleines Haus nicht bekommen
Er war ein legendäres Genie, das die Vorstellungskraft herausforderte
Die Diktatoren, das Gewöhnliche, das Ungewöhnliche und das Abstrakte
Indem er ein Mapou wurde, ein Baobab. Wendell würde sagen
Was für ein Potomitan! Was für eine Kathedrale! Was für eine Zitadelle!
Um den Sohn des Direktors von McDonald's zu paraphrasieren:
„Wenn du fällst, lerne schnell zu reiten.
Dein Fall, lass deinen Fall zu einem Pferd werden, deinem Pferd
Um die Reise fortzusetzen“, den Ausflug.

Kalfou te kindeng miwo, miba ye.

„Nach fünfzig zählt jede Minute.“
Frankétienne sagte einmal, da du gehen kannst
Jederzeit, in jedem Moment
‘Galaxy plomb gaillé‘, nicht zu weit vom Nadir entfernt
Eine unsichtbare Spur auf dem Kopf wie bei Valentino oder Tino Rossi
Frankétienne ist nicht mehr, der Künstler ist weg
Er bleibt mehr denn je ein neues Wesen
Der Riese, der Schriftsteller, der Schauspieler, der Schöpfer von Worten
Er ist in Hosenträger gekleidet wie ein großer weißer Neger
Nicht wie ein Monster aus Dr. Frankenstein. Wie ein Gangster
Ein Dieb, das Schiff kam wie ein fliegendes Pferd; es ist der Tod
der uns bedroht, als ob wir im Unrecht wären.
Wir weinen, wir weinen, und wir schreien jetzt wie eine Mutter in Trauer
Für diesen fortgeschrittenen Achtzigjährigen, für diesen Fürsten des Lichts.

Kalfou te kindeng miwo, miba ye.

P.S. Eine Hommage an Frankétienne und Familie, an Wendell Théodore
und Gesellschaft, an Radio Métropole und an alle guten Haitianer
Mein aufrichtiges Beileid an alle! Sit ei terra levis!
Dies ist eine Übersetzung von
„Le Navire Est Venu À Cheval, Ou Hommage Au Fameux Poète Frankétienne“
‘The Ship Came Like A Flying Horse or Homage to the Famous Poet Frankétienne’
‘El Barco Llegó Como Un Caballo Volador U Homenaje Al Famoso Poeta Frankétienne’
‘O Navio Chegou Como Um Cavalo Voador Ou Homenagem Ao Famoso Poeta Frankétienne’
‘La Nave Arrivò Come Un Cavallo Volante O Omaggio Al Famoso Poeta Frankétienne’


Copyright © Februar 2025, Hébert Logerie, Alle Rechte vorbehalten.
Hébert Logerie ist Autor mehrerer Gedichtsammlungen.

— The End —