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Arke Sep 2018
Ich denke dein,
wenn mir der Sonne schimmer
Vom Meere strahlt;

Ich denke dein,
wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich,
wenn auf dem fernen Wege

Der Staub sich hebt,
In tiefer Nacht,
wenn auf dem schmalen Stege

Der Wandrer bebt.
Ich höre dich,
wenn dort mit dumpfem Rauschen

Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh' ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir,
du seist auch noch so ferne,

Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt,
bald leuchten mir die Sterne.

O wärst du da!

― Johann Wolfgang von Goethe


*English Translation:

I Think of You

I think of you,
when I see the sun’s shimmer
Gleaming from the sea.

I think of you,
when the moon’s glimmer
Is reflected in the springs.

I see you,
when on the distant road

The dust rises,
In deep night,
when on the narrow bridge

The traveler trembles.
I hear you,
when with a dull roar
The wave surges.

In the quiet grove I often go to listen
When all is silent.

I am with you,
however far away you may be,
You are next to me!

The sun is setting,
soon the stars will shine upon me.

― Johann Wolfgang von Goethe
ilias Jul 2023
Ich renne. Lautlos. Meine Füße berühren abwechselnd den Kies, ein paar Steinchen nehme ich kurz auf meinem Weg mit, danach bleiben sie einsam neben Anderen liegen.
In meinen Ohren ertönt der nicht endende Bass meiner Gedanken.  
   müde. müde. müde.
Es ist das Wissen um das Ankommen, das mich weiter antreibt. Ankommen, da wo der Wald den Himmel trifft. Ankommen, da wo der Regen unter mir immer noch fällt. Da, wo ich Ruhe finden werde.
Links und rechts wiegen sich die Bäume zu meinem Rhythmus im Wind. Alles pfeift mir zu. Das Rauschen des Flusses ist mein Applaus. Er gilt mir, und nur mir. Weil ich es bald geschafft habe.
Da wo das Brummen lauter wird, wird das Rauschen leiser. Die Menschheit ist wieder spürbar. Und ich laufe, laufe laut. Meine Arme strecken sich aus nach dem greifbaren Ziel.

Stillstand.

Einatmen, ausatmen, tief einatmen.
-
Meine Gedanken fallen vor mir. Und mit mir fällt das Leben.
Es kommt unten an und zerbirst in Millionen Scherben. Ich tue es ihm gleich.

Willkommen Unendlichkeit.
Max Neumann Mar 2020
die flüsse aus schatten
spenden den vergessenen
wasser

isoliert von allen
lebenden um zu
tanzen

ihre silhouetten hinter
vorhängen, aufflackerndem, eine
chance

für die lebenden:
schärfen und fokussieren des
blickes

gib mir alles zurück
meine fürsorge die umarmungen
denk

nicht du würdest mich verlassen
ein dickes seil würd' ich nehmen
doch

alles zählt jetzt: keine abneigung
zuneigung die flüsse aus schatten erreichen
uns

wir können ihn nicht entkommen sie
sie sind so nahe
zahlreiche

bebilderungen unendlicher schlupflöcher
kinder erwachsene treiben in flüssen aus
schatten

der letzte vorhang
das letzte kerzenflackern
die letzte silhouette

"wir entkommen ihnen nicht" rufst du
"keine bange" brülle ich durchs rauschen
flüsse

wir werden zu einer kreuzung aus
wolf & löwin eine einheit eine
flüssigkeit

letzte echos stimmen und schatten
die flüsse verbleiben
die flüsse verbleiben
Heute ist ein guter Tag.

— The End —