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Raven Feb 2020
Es ist dunkel
Es ist Nacht
In aller Stille
Es ist vollbracht

Hört es fließt
Hört es tropft
Verzerrter Mund
Wurde gestopft

Tanzende Lichter
Tanzende Menschen
Dolche im Schimmer
Nur so glänzen

Hört es fließt
Hört es tropft
Verzerrter Mund
Wurde gestopft

Sanftes Wiegen
Sanftes Singen
Lassen das Wimmern
Nun überklingen

Hört es fließt
Hört es tropft
Verzerrter Mund
Wurde gestopft

Nasse Gräser
Nasse Hände
Mit warmen Blut
Durchtränktes Gelände

Hört es fließt
Hört es tropft
Verzerrter Mund
Wurde gestopft

Reibende Verse
Reibende Körper
Eine Menge
Alles Mörder

Hört es fließt
Hört es tropft
Verzerrter Mund
Wurde gestopft

Roter Mond
Roter Leib
Liegt am Boden
Das tote Weib

Hört es fließt
Hört es tropft
Verzerrter Mund
Wurde gestopft

Es wird Tag
Es wird hell
Schau Sie flüchten
Nun sehr schnell

Nichts mehr fließt
Nichts mehr tropft
Sowie das Herz
Nicht mehr klopft
Jonas Feb 2021
Aufstehen, von der Sonne geweckt

der erste Kaffe steht bereit
Katzen die sich in Gärten strecken
du liest ein Buch, das tu ich auch
die Hängematte, schwingt zwischen den Tannen
Tauben zirpen, Zickarden gurren
dein Eis schmilzt und tropft
sonnengebleichte Haare steht in die Richtung des Windes
braungebrannte Haut schwitzig, später salzverkrustet
Sonnencremduft, an uns
Pommes rotweiß an den Fingern, klebrig
die Sonne blendet, ist  schon okay
Wellenrauschen, tobende Kinder kreischen
Sand zwischen den Zehen
du neben mir auf dem Handtuch
gemeinsam dösen
gehen wir nochmal rein?
Gösser, der letzte Schluck
ein bisschien zu warm
Dämmerung Barfuß auf dem Fahrrad
Lagerfeuerrauch in Augen und Nase,
blaue Flamme Knack zisch
weinrotgefärbte Lippen, Zungen so schwer wie der Kopf
Zeitlos

Bis morgen!
Marie Nov 2020
Als die abgekühlten, verschwendeten Träume des Unterbewusstseins
langsam ihre Farbe verlieren,
werden seine verwaisten Hände übertastig,
greifen blind nach dem Fleisch,
neben dem seinen,
das weltverloren aus der verweiblichten Realität atmet.

Im Niemandsland halbwacher Gedanken,
erscheint jene Schaufensterpuppe,
die ihn an einem ganz gewöhnlichen Wochentag,
mit ihrem leeren Blick fixiert.
Plastische Existenz im gedankenlosen Körper,
zum Schweigen gebracht,
damit sie ihr Selbst nicht verleugnen muss,
wenn ihr der rechte Arm auf links gedreht wird.
Im Vorbeistehn schenkt sie ihm ein unbewohntes
Lächeln.
Oder ist es doch sein eigenes,
das sich im Fenster spiegelt?

An den Venusgürtel der Blauen Stunde gekrallt,
hält er die Augen fest geschlossen
Unsichtbar für das Lichte,
nicht sehen,
nicht gesehen werden,
ein Sich-den-Sinnen-verweigern,
im unbemerkten Raum innerhalb der Zeit

Wie der Blaue Blumendichter,
so weiß auch er,
um die Notwendigkeit der Verschiebung,
wenn die ätherische Illusion berührt,
wenn das Subjekt zum Objekt geworden,
in die Nichtwirklichkeit zurückgeschoben werden muss,
damit das lyrische Heimweh aus der
Überlebensverhinderung befreit wird

Wäre sie immer noch das,
was er am meisten bewundert,
wenn er jetzt,
jetzt,
in diesem blutleeren Augenblick,
sein linkes Oberlid öffnete,
nur einen kleinen Spalt breit
?
Wäre sie nur eine der liebreizenden
Schmetterlingspflanzen,
deren sinnliche Blüten begierig mit seinem Unterleib
tanzen,
und die Töne aus seinen Lenden presst,
bis die Musik verstummt
??
Würde er in seinen Weißhaarzeiten auf einer Bank
sitzen,
unten am See,
eine verschlissene, offene Aktentasche auf dem Schoß,
den Kopf tief vergraben im ranzigen Leder
und mit zittrigen Händen

nach einer fragmentierten Erinnerungsspur suchend,
die längst in die Bedeutungslosigkeit geflohen war
???

Er wagt einen halboffenen Blick,
hinüber zur lichtblauen Sehnsucht,
dem gestern noch so gefräßigen Verlangen,
das sich nun,
in gnadenloser Sattheit,
in seiner Fleisches-Unlust ausbreitet.

Ausgelangweilt kratzen seine gierigen Finger an der fiktiven Verkleidung,
bis ihr schamhaftes Blut in seine eigene Selbsttäuschung tropft
und ihre Brüste aus den blaubepuderten Versprechungen bersten,
die er nicht ihr, sondern sich selbst gab.

Im Schein des Morgensterns
glänzt bereits der melancholische Trauertau,
als sich beider Seufzer ein letztes Mal berühren.
Hastig wickelt er prosaische Bandagen
um ihre offenen Wunden

und schiebt das Gestern in (s)eine neue Zukunft.
Blaue Blume = Sehnsucht (metaphysisches Streben) nach dem Unendlichen, dem Unerreichbaren

— The End —